Eine Woche friedlicher Widerstand und Transfeindlichkeit im Polizeigewahrsam!
Seit einer Woche beteilige ich mich bei den Störaktionen, um mit den anderen mutigen Bürger:innen bei der Letzten Generation die Öffentlichkeit und Politik auf den drohenden Klimakollaps hinzuweisen – also auf den kommenden Zusammenbruch unserer Gesellschaft! Dazu erlebte ich das erste Mal im Polizeigewahrsam Transfeindlichkeit sowie Diskriminierung und veröffentliche nun dieses Verhalten!
Zusammen mit einer Plakatierungsaktion, war ich bis Sonntagfrüh 7-mal in Aktion gewesen. Ich blockierte dreimal die Autobahn und war bei zwei Störaktionen bzw. Feueralarmen dabei – war u. a. für Statements und Rückfragen der Presse zuständig gewesen. Dazu einmal Plakatieren und habe am Samstag wieder bei den Freifahrten mitgemacht. Letztere für das Werben unserer Forderung, die erste einfache Sicherheitsmaßnahme einzuführen. Also ein bezahlbarer Nah- und Regionalverkehr, per 9-Euro-Ticket für alle! Ich erlebte in dieser Zeit große Zustimmung, Mitgefühl und Hass.
Und wenn die Politik und Teile der Gesellschaft weiterhin den drohenden Klimakollaps ignorieren, werden wir eine nicht abwendbare Gefahr für unser Leben und Freiheit erleben. Es werden noch viel mehr Menschen wegen der Klimakrise sterben und wenn wir die Klimakipppunkte erreichen, wird es ungebremst immer schlimmer.
Aufgrund dessen, dass ich weiß, in welcher schrecklichen Lage wir stecken und sogar die warnenden Worte der Wissenschaft ignorieren, kann ich einfach nicht anders. Ich sehe es als meine moralische Pflicht an, meinen Körper und meine Zeit gegen diesen tödlichen Kurs einzusetzen.
Daher ertrage ich es, dass ich bei Straßenblockaden friere, meine Hände teils verletzt werden, ich öfter nicht lange schlafen kann, beleidigt werde, körperlich angegriffen werden kann (passierte in der Vergangenheit öfter) und eines Tages ins Gefängnis muss.
Was ich aber nicht hinnehme sind: Diskriminierung, Misgendern und Transfeindlichkeit beim Polizeigewahrsam.
Was ist bei der Berliner Gewahrsam-Polizei los? Ein offener Brief an die Gewahrsam-Polizei und Presse!
Ich war schon oft in Polizei-Gewahrsam. In Berlin allein im Juni/Juli circa fünfmal und dreimal allein mit Übernachtung. Im Sommer wurde ich noch halbwegs korrekt als Frau behandelt. Dabei hatte ich nur ein Attest dabei, dass ich in Hormontherapie bin. Aber kein Ergänzungsausweis.
Der Hintergrund: Ich lebe seit 2017 als Transfrau, nehme seit Februar 2021 weibliche Hormone, habe auch natürliche kleine Brüste und kann wegen des fehlenden Selbstbestimmungsgesetzes mein rechtlicher männlicher Name sowie Geschlecht nicht ändern. Dieses Gesetz wird wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2023 im Bundestag abgestimmt.
Nun habe ich sogar einen Ergänzungsausweis, welcher vom Bundesinnenministerium anerkannt ist und mir im Alltag bei der Polizei sehr hilft. Die Behörden müssen daher mich als Frau behandeln und ansprechen. Leider spüre ich im Polizei-Gewahrsam das Gegenteil. Ich war Dienstag von circa 12 bis 17 Uhr und am Freitag von 11 bis 19 Uhr in Polizei-Gewahrsam – beim Tempelhofer Damm – gewesen. Obwohl sie meinen Pass sowie Ergänzungsausweis hatten und informiert wurden, dass ich eine Transfrau bin, erlebte ich schreckliche Momente. Genau das Gegenteil, wie die Berliner Polizei auf der Straße mit Trans-Personen umgeht.
Ich wurde bewusst mit „das ist ein Mann“ beim Gewahrsam-Empfang am Dienstag empfangen und wollten mich trotz meines Hinweises, dass ich eine Transfrau bin und in Hormontherapie bin, mich von Männern durchsuchen lassen. Erst, als ich dann sagte: „Ich weiße darauf hin, dass ich mich von Männer nicht anfassen werde und ansprechend dies auf keinen Fall zulasse werde. Dazu werde ich dann die Transfeindlichkeit öffentlich machen.“ Ich habe denen also deutlich gemacht, dass ich mich als Frau wehren würde, wenn Männer bei mir übergriffig werden. Denn laut dem Gesetz dürfen männliche Polizisten mich nicht durchsuchen und da ich in Polizei-Gewahrsam nicht nach fremder Hilfe rufen kann, sah ich keinen anderen Weg, als auf dieser Weiße zu kommunizieren. Ich wurde dann in die Polizei-Empfangszelle gesteckt und nach paar Minuten kamen doch Polizistinnen. Ohne meinen Protest hätte ich somit Übergriffigkeit von männlichen Polizisten erleben müssen. Trotz anerkannter Ergänzungsausweis.
Aber an diesen Dienstag erlebte ich auch, wie man sich über mich lächerlich gemacht hat. So sagte auch ein männlicher Polizist, welcher Pass denn nun gilt. Und ich so, sie müssen mich so behandeln, was im Ergänzungsausweis drin steht. Also als Frau. Darauf hin wollte man mich ja trotzdem von Männer durchsuchen lassen. Ich war somit schutzlos vor übergriffigen diskriminierenden transfeindlichen Polizisten ausgeliefert gewesen.
Danach wurde ich in die Gemeinschaftszelle für Frauen gesteckt, wo all meine Mitstreiterinnen mich lieb empfangen haben.
Am Freitag erlebte ich leider die Fortsetzung von Transfeindlichkeit im Polizei-Gewahrsam – wieder beim Tempelhofer Damm. Während der Polizist im Transporter mich sehr respektvoll behandelt hatte, sowie der Polizist, welcher mich in den Empfangsbereich der Gewahrsam-Aufnahme brachte, musste ich wieder live Transfeindlichkeit erleben.
So kam der Polizist mit mir zum Empfangsbereich und sagte, eine weibliche Person. Der Empfangs-Wachmann dagegen: Nein, ein Mann. Und der Polizist, der mich zum Empfangsbereich begleitet hatte, sagte dagegen sehr deutlich: Nein, eine Frau und das zweimal. Ich merkte, der Polizist, der mich begleitet hatte, hatte das Verhalten des Wachmanns als inakzeptabel gehalten. Merkte ich in seinem Tonfall gegen den Wachmann. Zumindest die Durchsuchung durch weibliche Personen musste ich mir dann nicht erkämpfen.
Paar Minuten später wollte mich das weiblich gelesene Wachpersonal zur Zelle bringen. In diesem Moment brach eine Diskussion unter dem Wachpersonal aus, ob ich in eine Gemeinschaftszelle rein darf. Nach einer kurzen Diskussion kam ich dann als einzige aktivistische Person in eine Einzelzelle. All die anderen Aktivist:innen waren in Gemeinschaftszellen. Und auf dem Weg zur Zelle haben die Wärter mich sehr respektlos behandelt. Ich wurde mit er, es bezeichnet. Auch, als ich dann in der Zelle war, hörte ich oft: Der, er, es. Sehr selten Mal sie oder die. Auch bekam ich mein Buch nicht, was die anderen Aktivist:innen in den Gemeinschaftszellen aber bekamen. Eine klare Diskriminierung. Und all das, obwohl Berlin angeblich Transfrauen wie Frauen behandeln will. Davon merkte ich nichts. Habe ich als Transfrau mein Recht auf Respekt und Recht nur verloren, weil ich den Protest bei der Letzten Generation dauerhaft mitmache? Das darf es nicht sein! Die Polizei darf auf keinen Fall Richter:in spielen und es gilt immer noch die Gesetze, auch für mich als Transfrau.
Übrigens wurde ich am Dienstag beim Kessel der Polizei auch mit Vorname und Ansprache misgendert. Trotz meines Ergänzungsausweises und dann war der Polizist verwundert, wieso ich darauf nicht reagiert habe. Bin gespannt, ob die Polizei im Einsatz in Zukunft besser damit klarkommt. Eigentlich hatte ich da gute Erfahrungen gesammelt.
Ich werde diesen offenen Brief an den zuständigen Stellen und Verantwortlichen der Polizei, Politik und Medien schicken. Im Jahre 2022 sollte es keine Transfeindlichkeit bei der Gewahrsam-Polizei geben – es ist einfach inakzeptabel! Ich erwarte von den Zuständigen bei der Gewahrsam-Stelle eine Entschuldigung und Zusicherung, dass man mich als Frau behandelt. Sollte dies nicht der Fall sein, werde ich nicht mehr mit der Gewahrsam-Stelle kooperieren und müssen mich in die Einzelzelle tragen. Ich werde die Transfeindlichkeit nicht mehr hinnehmen! Und trotz der schlechten Erfahrungen werde ich all die möglichen Aktionsformen bei der Letzten Generation mitmachen. Denn der drohender Klimakollaps wird viel mehr Leid verursachen!