Meine Klimaaktivismus-Reise bis zur Gründung von Queermany
Meine Aktivismusreise begann im Juli 2020 mit meinem Engagement bei Fridays for Future in Heidelberg, getrieben von einer tiefen Leidenschaft für Umwelt- und soziale Gerechtigkeit. Meine frühen Erfahrungen in Bad Kreuznach und die Empörung über das „Kohleeinstiegsgesetz“ stärkten meinen Entschluss, mich intensiver in der Klimabewegung zu engagieren. Ich wechselte schnell von der Rolle einer Ordnerin zu organisatorischen Aufgaben und erwarb wertvolle Kenntnisse in Mobilisierung und Koordination wie von regionalen Globalstreiks in Heidelberg. Trotz der Herausforderungen sowie Missverständnisse, die meine Autismus-Spektrum-Störung und die Auseinandersetzung mit Online-Hass über meine Trans-Identität mit sich brachten, blieb ich standhaft. Diese Erfahrungen, sowohl die positiven als auch die negativen, haben meinen Weg geformt und mir wichtige Lektionen über Resilienz, Selbstakzeptanz und den Wert von Gemeinschaft und solidarischem Zusammenhalt im Aktivismus vermittelt.
Meine Reise führte mich weiter zu Extinction Rebellion Heidelberg im Sommer 2020, wo ich meinen Fokus auf den Bereich der Verkehrspolitik legte. Die Teilnahme an Straßenblockaden in Mannheim und die Blockade eines Zementwerks in Leimen waren prägende Momente, die meinen Glauben an zivilen Ungehorsam als mächtiges Werkzeug für Veränderung bestärkten.
Auch mein Engagement beim Radentscheid Heidelberg begann im Februar 2021, getrieben von der Überzeugung, dass die Radverkehrspolitik in Heidelberg zwar gut erscheint, jedoch erheblichen Ausbaubedarf hat – insbesondere in den Bergstadtteilen, wo ich mal lebte. Die Erfahrungen, die ich bei Fridays for Future durch die Mitorganisation von Globalstreiks und Raddemos sammelte, waren enorm wertvoll für meine Tätigkeit beim Radentscheid. Dort setzte ich meine Fähigkeiten in Social Media und Grafikdesign ein und übernahm von 2021 bis Ende 2022 die Organisation sowie die Versammlungsleitung der Kidical Mass, einer Fahrraddemonstration, die sich speziell an Kinder und Familien richtet. Diese Initiative, getragen von Fahrrad & Familie e.V. und dem Radentscheid Heidelberg, war mir besonders wichtig, da sie ein essentielles Thema anspricht: die Schaffung sicherer Radwege für die jüngste Generation. Selbst nach meinem Umzug nach Berlin blieb ich dem Radentscheid verbunden, wenn auch aus der Ferne, und trage die Erinnerung an die Veranstaltungen und deren Bedeutung für die Gemeinschaft stets mit mir. Durch mein Engagement haben die Bergstadtteile bis heute eine zentrale Bedeutung im Radentscheid Heidelberg erlangt. Mein Einsatz trug maßgeblich dazu bei, dass die größte Fahrraddemonstration in der Geschichte des Radentscheids in Heidelberg stattfand. Dieser Erfolg war nur durch hervorragende Teamarbeit möglich.
Im Juli 2021 initiierte ich eine besondere Raddemo: die Pride-Raddemo von Heidelqueer, einer queeren Gruppe, die ich während der Corona-Zeiten ins Leben gerufen hatte, um in Heidelberg queeren Aktivismus zu fördern. Die gesammelten Erfahrungen aus meiner Zeit bei Fridays for Future und dem Radentscheid Heidelberg waren enorm hilfreich, als es darum ging, diese eigene Raddemo zu organisieren. Ich stand vor zahlreichen Herausforderungen: von der Social-Media-Promotion über Pressearbeit, Routenplanung und Koordinierung mit Polizei und Stadtverwaltung bis hin zur Beschaffung von Ordner:innen und Material. Alles lag in meiner Hand. Obwohl diese Aufgabe enorm herausfordernd war, ermöglichten es mir die Kontakte, die ich durch meine bisherige Aktivistenarbeit geknüpft hatte, an notwendige Ressourcen wie Musikanlagen, Lastenräder und Ordnermaterial zu kommen – unterstützt durch Organisationen wie Stura Heidelberg, ADFC Heidelberg und Fridays for Future Heidelberg. Rückblickend wird mir klar, wie sehr ich die Gemeinschaft und den spezifischen Aktivismus der Rad- und LGBTQIA-Demos vermisse, eine Erfahrung, die sich deutlich von meiner Arbeit mit der Letzten Generation unterscheidet.
Im Dezember 2021 erweiterte ich mein Engagement im Klimaaktivismus durch den Beitritt zur „Letzten Generation“, wo ich aktiv an zahlreichen Sitzblockaden und Mobilisierungsaktionen teilnahm. Diese Beteiligung verdeutlichte mir die Dringlichkeit des Kampfes für eine nachhaltige Zukunft. Mein erster Einsatz mit der Gruppe am 15. Dezember 2021 umfasste die Verteilung geretteter Lebensmittel, wodurch wir für die Initiative „Essen retten, Leben retten“ warben. Diese Aktion markierte einen neuen Abschnitt meiner bereits 1,5-jährigen Aktivismuslaufbahn in Heidelberg.
In den darauffolgenden Monaten nahm ich an lokalen Straßenblockaden in Mannheim und Heidelberg teil, bevor ich für drei Wochen nach Berlin ging. Dort erlebte mein Leben und mein Aktivismus entscheidende Wendepunkte. Trotz intensiver Aktionen und der Bereicherung durch neue Perspektiven aus meiner Beschäftigung mit dem Buddhismus, stellte meine spätere Wohnungslosigkeit eine große Herausforderung für meine psychische Stabilität dar. Dennoch, die Bilanz meines Engagements – 53 Aktionen, zahlreiche Polizeigewahrsame und meine kontinuierliche Entwicklung in der „Letzten Generation“ – spiegelt tiefgehendes persönliches und gemeinschaftliches Wachstum wider und stärkt meinen Einsatz für notwendige Veränderungen in der Klimapolitik und im gesellschaftlichen Diskurs. Besonders hervorzuheben sind meine Beteiligung an der Flughafenblockade am BER im November 2022 und der Protest im August 2022 beim Städel Museum in Frankfurt am Main, wo ich mich an einem historischen Gemälderahmen festklebte, als markante Höhepunkte meines Aktivismus.
Mein Weg im Aktivismus nahm eine neue Richtung, als ich mich intensiver in die Strukturarbeit der Letzten Generation einbrachte. Ab Januar 2023 konnte ich in der Ermöglichungs-AG auf Bundesebene Verantwortung übernehmen und agierte auch als Mentorin, was mir tiefe Einblicke und wertvolle Lernmomente bescherte. Meine Autismus-Spektrum-Störung stellte sich dabei in der Strukturarbeit als zweischneidiges Schwert heraus. Im Oktober 2023 wechselte ich in die Klimagerechtigkeitsvernetzung. Parallel dazu initiierte ich die Planung einer neuen Bewegung, die sich auf nachhaltigen, gleichberechtigten Aktivismus konzentriert und queere und soziale Themen in den Fokus der Klimagerechtigkeit rückt – Queermany war geboren, zusammen mit der Idee für ein gemeinnütziges Kollektiv oder einen Verein namens „Das Aktivist:innen-Werk“. Meine Erfahrungen in der Letzten Generation, die an meine erfolgreiche Vernetzungsarbeit mit Progressives Heidelberg erinnerten, motivierten mich, im Aktivismus neue Wege zu gehen. Im Februar 2024 entschied ich mich, meine strukturelle Rolle in der Letzten Generation zu beenden, um mich für einen inklusiven queeren Klimagerechtigkeitsaktivismus bei Queermany zu konzentrieren und nur noch an Protesten der Letzten Generation teilzunehmen.
Nach intensiven und teils sehr belastenden Erfahrungen bei den Protesten entschied ich mich für einen nachhaltig positiven Aktivismus. Mein Ziel ist es, eine Form des Engagements zu fördern, die Inklusivität stärkt, eine breitere Gemeinschaft erreicht und für alle Teilnehmenden psychisch sowie physisch zumutbar ist. Besonders einschneidend waren meine Erlebnisse im Polizeigewahrsam, wo ich feststellen musste, dass nicht alle gleich behandelt werden. Insbesondere die transfeindlichen Verhaltensweisen einiger Mitarbeiter:innen in der Gewahrsam-Sammelstelle und die erfahrene Polizeigewalt gegenüber (queeren) selbstbewussten Personen haben tiefe seelische Wunden hinterlassen und eine anhaltende Angst vor Polizeieinsätzen in mir geweckt.
So entstand die inklusive queere Klimagerechtigkeitsbewegung “Queermany”, der Nachfolger von „Heidelqueer“. Queermany steht für die Verbindung von inklusiven queerem Aktivismus und Klimagerechtigkeit, mit dem Ziel, eine sozial-ökologische Wende in Deutschland zu fördern. Die Bewegung setzt sich für die Sichtbarkeit und Anerkennung von FLINTA-, Queer- und Neurodivergenz-Personen ein und fordert die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens sowie soziale Gerechtigkeit.
So entstanden 20 verschiedene queere Klimagerechtigkeit Sticker, die nicht nur die Vielfalt und Einzigartigkeit der Community widerspiegelt, sondern auch die zentralen Forderungen deutlich machen. Von polyamoren, lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, non-binären, queeren Menschen, People of Colour, bis hin zu neurodivergenten, Radaktivist*innen und Veganer*innen – alle Facetten der queeren Community. Zudem bringen sie die Kernanliegen zum Ausdruck: Ein 9-Euro Sozialticket, ein Sofortprogramm für 80.000 nachhaltige Sozialwohnungen, die Ermöglichung eines Bürger*innenrats und das Tempolimit 30 in unseren Gemeinden/Städten. All diese wichtigen Botschaften sind auf den Stickern vertreten, um ein starkes Zeichen für Klimagerechtigkeit und nachhaltiges Leben zu setzen. Aktuell führen wir bei Queermany eine Spendenkampagne durch, und ich sowie meine Mitstreiter:innen würden uns über jede Unterstützung freuen, damit die 90.000 Sticker in über 12 Städte wie Berlin, Leipzig, Heidelberg, Göttingen, Greifswald usw. erst möglich werden können.
Der Link zur Spendenaktion der Queerany-Sticker: https://opencollective.com/queermany/contribute/kickstart-fur-queermany-67582
Der Link der Spendenkampagne um Vollzeitaktivismus zu ermöglichen: https://opencollective.com/queermany/contribute/unterstutzende-67580
Parallel zur neuen starken Präsenz von Queermany im Bündnis „Stoppt die fossilen Subventionen“, an dem auch Organisationen wie die Letzte Generation, Extinction Rebellion, Scientist Rebellion und Eltern gegen die Fossilindustrie teilnehmen, intensiviert Queermany seine Vernetzungsarbeit. Diese gilt als eine der Schlüsselaktivitäten der Bewegung, mit dem Ziel, durch Queermanys einzigartige Diversität zusätzliche Bündnispartner zu gewinnen und aktiv an der Bündnisarbeit teilzunehmen.
Ich hoffe persönlich darauf, dass eine inklusive queere Klimagerechtigkeitsbewegung, die neurodivergente queere Personen einschließt, ebenso akzeptiert und unterstützt wird wie Bewegungen, die oft von Cis-Personen ohne Einbeziehung neurodivergenter Menschen geleitet werden. Eine Bewegung fördert nur dann Vielfalt, wenn ausreichend Menschen sie unterstützen – sei es durch das Folgen in sozialen Medien, finanzielle Beiträge oder aktive Mitarbeit. Es geht darum, zivilen Ungehorsam mit einer effizienten, demokratischen Struktur zu kombinieren, in der Mitbestimmung und Transparenz Standard sind und menschliche Aspekte genauso wichtig genommen werden wie das Erreichen von Zielen.
Als Aktivist*innen müssen wir stets unser Handeln reflektieren, überprüfen, ob unsere Methoden Erfolg haben und ob wir die breite Gesellschaft erreichen und für einen Wandel gewinnen können. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Mehrheit in Deutschland bürgerlich eingestellt ist, und wir müssen Strategien entwickeln, um diese für eine sozialökologische Wende zu gewinnen.
Die Verbindung von sozialen Themen wie der zunehmenden Wohnungsnot mit der Klimapolitik ist besonders jetzt wichtig, da viele Menschen aufgrund des Ukraine-Kriegs hohe Heizkosten tragen müssen – auch in städtischen Wohnungen. Nachhaltige Sozialwohnungen könnten hier eine Antwort bieten, um eine sozialverträgliche Klimapolitik im Wohnungsbereich umzusetzen und neue Standards zu etablieren. Es ist an der Zeit, Menschen außerhalb unserer „Bubble“ zu erreichen und deren Interessen zu unseren zu machen, wie die Bauernproteste gezeigt haben. Wir müssen unsere Proteste greifbarer gestalten, Menschen mitnehmen und Chancen bieten, insbesondere denen, die sonst am Rand der Gesellschaft stehen.
Meine Erfahrungen in verschiedenen Bewegungen haben mir verdeutlicht, dass wirkliche Veränderung erreichbar ist, wenn wir gemeinsam handeln und uns für das einsetzen, woran wir glauben. Ich ermutige dich, Teil einer dieser Bewegungen zu werden und aktiv an der Gestaltung einer besseren Zukunft mitzuwirken. Ob du dich für den entschiedenen zivilen Ungehorsam der Letzten Generation, den kreativen Protest von Extinction Rebellion, die Förderung des Nahverkehrs bei Fridays for Future, den Einsatz für Tierrechte bei Animal Rebellion, die Unterstützung sicherer Fluchtwege und menschenwürdiger Aufnahme von Geflüchteten bei der Seebrücke entscheidest oder dich Queermany anschließt, um soziale Themen wie nachhaltigen Wohnungsbau, ein 9-Euro-Sozialticket, die Einführung eines Bürger:innenrats und ein Tempolimit von 30 km/h in Städten zu fördern – deine Beteiligung kann einen Unterschied machen. Bei Queermany kannst du dazu beitragen, die Anliegen der Menschen über die klassische Klimagerechtigkeit hinaus zu integrieren und eine inklusive breite Gesellschaft zu schaffen. Es ist Zeit wichrtige Veränderungen anzustoßen und berührende Themen unmittelbar und fordern anzupacken.
Erfahre mehr über Queermany und unsere Mission für Gerechtigkeit, Inklusivität und Nachhaltigkeit auf unserer Website: queermany.de. Du kannst uns auch auf Instagram unter instagram.com/queer.many folgen und Teil unserer wachsenden Gemeinschaft werden. Gemeinsam können wir einen echten Unterschied bewirken!
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