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Zwischen Protest und Alltag: Kämpfen auf mehreren Fronten

Aktivismus ist mehr als sichtbare Proteste – es umfasst Vorbereitung, Organisation, persönliche Entwicklung und oft auch rechtliche Konsequenzen, die viele Aktivist*innen begleiten.
 Das Aktivismus-Tagebuch  

Der aktivistische Alltag besteht aus weit mehr als nur den Protesten, die in der Öffentlichkeit sichtbar werden. Hinter den Kulissen steckt eine Mischung aus Vorbereitung, Organisation, persönlicher Entwicklung und nicht zuletzt den rechtlichen Konsequenzen, die viele von uns Aktivist*innen begleiten.

In meinem Fall bedeutet das, dass ich täglich versuche, meine verschiedenen Rollen unter einen Hut zu bekommen – sei es als Aktivistin, als Auszubildende zur Online-Marketing-Managerin oder in meinem persönlichen Leben als autistische Transfrau. Diese Balance zu finden, ist nicht immer einfach. Gerade in den letzten Monaten habe ich besonders stark gespürt, wie schwierig es ist, die rechtlichen Folgen friedlicher Proteste zu bewältigen, während ich gleichzeitig meine berufliche Weiterbildung vorantreibe und meine persönliche Transition meistere.

Der Alltag als engagierte Aktivistin bringt enorme Herausforderungen mit sich. Die Proteste, Kampagnen und Bündnisarbeiten, die wir bei Queermany organisieren, erfordern viel Zeit und Energie – aber genauso fordern mich die Konsequenzen aus dem Aktivismus bei der Letzten Generation vom Jahr 2022 resultieren.

Aktuell bin ich mit mehreren Strafbefehlen und rechtskräftigen Strafen konfrontiert, die noch offen sind. Eine dieser Strafen droht sogar in eine Ersatzhaft zu münden, sollte ich sie nicht bald begleichen. Zwar habe ich bereits vor einiger Zeit einen Antrag auf Sozialstunden gestellt, um in dieser Zeit zwei Strafen zu einer Gesamtstrafe zusammenzuführen – was finanziell günstiger für mich wäre –, doch wie so oft dauert der bürokratische Prozess seine Zeit. Allerdings wäre es mir aufgrund meiner Weiterbildung, meines wichtigen Engagements im Aktivismus angesichts des erstarkenden Faschismus und meiner persönlichen Belastungen kaum möglich, die Sozialstunden dauerhaft zu leisten. Daher setze ich auf andere Unterstützungsmöglichkeiten. Diese ständigen Belastungen schweben wie ein Schatten über meinem Alltag.

Das wirkt sich natürlich auf mein Leben aus. Es ist schwer, sich auf die Zukunft zu konzentrieren, wenn man gleichzeitig mit offenen Forderungen von Polizei und Gerichten konfrontiert ist. Es gibt Tage, an denen der Druck mich fast erdrückt – vor allem, wenn hohe Summen im Raum stehen und neue Klagen ins Haus flattern. Aktuell laufen zwei Zivilklagen gegen mich wegen des Flughafenprotests am BER, die sich auf über 180.000 Euro belaufen. Zum Glück habe ich eine sehr gute Anwältin, aber dennoch ist es belastend, ständig mit solchen Summen konfrontiert zu sein.

Trotz all dieser Hürden bleibe ich aktiv. Unsere Bewegung „Queermany“, die sich für Queerfeminismus, Antifaschismus und Klimagerechtigkeit einsetzt, wächst weiter. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir als Berliner Ortsgruppe mittlerweile eine stark weiblich geprägte Community sind, mit mehreren Transfrauen in unseren Reihen. Das zeigt, dass unsere Anliegen gehört werden und wir einen Unterschied machen.

Doch Aktivismus bedeutet auch, Lösungen für die Hindernisse zu finden, die einem in den Weg gestellt werden. Deshalb habe ich mich entschieden, eine neue GoFundMe-Spendenkampagne zu starten, um die finanziellen Belastungen durch die Strafen und Gebühren der Proteste zu bewältigen. Es fällt mir nicht leicht, um Hilfe zu bitten, aber der Druck ist enorm, und ich möchte meine Energie weiterhin in den Aktivismus stecken, statt sie in Rechtsstreitigkeiten zu verlieren. Meine Spendenkampagne für meine Transition als Transfrau habe ich getrennt und auf meinem Ko-Fi-Profil eingerichtet. Dort werde ich auch in überschaubaren Zeit kreative kleine Werke als Dankeschön veröffentlichen.

Neben all diesen Herausforderungen bereiten wir bei Queermany Berlin gerade die nächste große Mobilisierung vor: Am 16. November organisieren wir im Rahmen der #TransAwarenessWeek die Demonstration „Es reicht: Transfeindlichkeit tötet – Kämpfen statt Sterben!“ in Berlin. Dies wird der erste überregional beworbene Protest, und ich freue mich schon darauf, viele von euch dort zu sehen und ihr Queermany Berlin auf Instagram folgt.

So sieht mein Alltag aus – eine ständige Mischung aus Aktivismus, rechtlichen Auseinandersetzungen und persönlichen Kämpfen. Es ist nicht leicht, aber ich bin stolz darauf, meinen Weg zu gehen und mich für eine gerechtere Welt einzusetzen.