Corona Beschränkungen das ‘Todesurteil’ für einsame Menschen?
Nun mal die Sicht von meiner Person aus. Kein Café, keine kleine Bars bzw. Clubs, keine Vereine, keine Neubürger-Treffen, kein, kein und es geht so weiter. Alles was nichts mit dem Internet zu tun hat, geht nicht. Alles, was ich in der Tagesklinik im Jahre 2018 lernte, kann ich in meinem neuen Wohnsitz nicht umsetzen.
Ich wohne in der schönen Großstadt Heidelberg und wohl mitten in der vielfältigen Metropolregion Rhein-Neckar. Nur kann ich damit nichts anfangen, außer der Nahverkehr mit kleinen Einschränkungen sowie dem Einkaufen vor Ort, kann ich nichts machen. Obwohl die Beschränkungen schon 6 Wochen andauern und in den nächsten 4 Wochen keine Lockerungen in Sicht sind.
In allen wichtigen Bereichen für die einsamen Menschen wird es in nächster Zeit keine Besserungen geben. Die kleinen Clubs und Bars bleiben zu, die Kontaktbeschränkungen werden nicht aufgehoben – wäre praktisch für Neubürger- und Singles-Treffen sowie Vereinstreffen – und es werden keine Alternativen angeboten.
Die Freiheiten der Gesellschaft werden somit für die Gesundheit weniger Menschen geopfert. Nur gibt es Menschen wie mich, die brauchen die Freiheit, um sich überhaupt entfalten zu können und nicht am Ende aufgrund der Corona-Beschränkungen vor lauter Einsamkeit einzugehen.
Auch Corona-Beschränkungen verursachen Schäden, ob in der Wirtschaft, Gesellschaft oder nur wenn es um seelische Probleme geht. Es gibt nämlich nicht nur körperliche Probleme. Denn manchmal bekomme ich bei den vielen Diskussionen und Talkshows den Eindruck, es geht immer nur um das verfuckte Coronavirus und dessen Beschränkungen aufrecht zu halten, nicht um die vielen anderen Probleme.
Die menschlichen Bedürfnisse sind nicht mit dem Internet ersetzbar
Jetzt höre ich, wir sollen alle versuchen durch das Internet die realen Dingen zu ersetzen. Die Idee finde ich gut, wenn man schon viele viele reale Kontakte hat und somit auch trotz Internet-Kontakten eine Freundin oder Partnerin hat, die einen hier und da besucht. Genau diese Menschen haben es auch leicht, Menschen wie mir ohne reale Kontakte einzureden, wie nützlich die Beschränkungen sind.
Was aber dabei total vergessen, es gibt Menschen wie mich, die hatten schon vor den Corona-Beschränkungen ein beschissenes Leben und haben keine emotionalen Reserven für eine Freiheitsberaubung die länger als 4 Wochen andauern.
Wieso Freiheitsberaubung? Als Transgender-Person, habe ich es je nicht leicht und dann mit psychischen Problemen noch schwerer reale Kontakte aufzubauen. Da haben mir in der Vergangenheit nur Sachen geholfen, die nun verboten sind – Clubs, Vereine, Netzwerktreffen usw. -.
Und die letzten Monaten waren für mich je schon schlimm genug. Weihnachten 2019 war für mich ein Alptraum, dann nach Neujahr obdachlos und danach 2 ½ Monate in einer Herberge, wo die Einsamkeit perfekt gefördert wird. Natürlich ohne meine zwei süßen Wohnungskatzen. Immerhin habe ich wieder ein eigenes Zuhause über eine WG und habe meine zwei Katzen wieder bei mir. Aber die WG ist aufgrund des dritten leeren Zimmers nicht unbedingt die größte emotionale Hilfe, nur sehr wenig.
Private Treffen mit Transgender bzw. transssexuellen Frauen in meiner neuen Heimat helfen mir nur bezüglich meiner Denkweise auf meinen Körper, aber helfen nicht sich weniger Einsam zu fühlen. Denn mein Bedürfnis werden damit nicht erfüllt.
Habe keine beste Freundin, keine Partnerin oder Sexpartnerin. Keine tiefe persönliche Gespräche, wo man sich in die Arme fallen kann. Kein romantischer Filmabend, wo man die körperliche Nähe und Wärme einer angenehmen Frau spürt. Keine Zärtlichkeiten, Küsse oder mal Sex. All das hatte ich zuletzt vor Weihnachten 2019 gehabt. Da ich umgezogen bin, fällt das alles weg.
Es ist auch extrem schwer über das Internet – ob Facebook, Instagram oder Lovoo – an reale Dates zu kommen. Egal, ob man nur Filme schauen will, was Ernsthaftes anstrebt oder nur mal Sex zu erleben.
Allgemein war und ist mein Selbstbewusstsein angeschlagen, ich bezweifle, dass ich als Transgender-Person für Beziehungen und Freundschaften mit Frauen gute Chancen habe. Aber vielleicht irre ich mich auch, wer weiß.
Und zum Schluss, ja ich gehöre halt einer anderen Minderheit an, die an psychischen Probleme leiden – in diesem Fall durch die Einsamkeit – und nicht der Minderheit, die an Corona vielleicht sterben kann. Ich wäre froh, wenn man bei den vielen Beschränkungen auch mal an die einsamen Menschen mit psychischen Vorerkrankungen denkt, denn die Beschränkungen sind für mich ein massives Problem für meine psychische Gesundheit!
P.S.: Fahrrad fahren und spazieren fallen aufgrund des gebrochenen Fußes weg und haben damals mich noch mehr aufgeregt, dass viele immer zu zweit gingen bzw. fuhren, während ich alleine …, den Zustand werde ich keine weitere 4 Wochen aushalten …