Wie viel ist uns noch die Erziehung wert?
Langsam erreicht der Streik der Kinderpfleger, Erzieher und Sozialarbeiter eine neue Dimension. Wenn es bei der heutigen Verhandlungsrunde zu keiner Einigkeit kommt, könnte es zu unbefristeten Streiks dank den sturen Arbeitgeber geben. Ich stelle mal ganz provokant die Frage: Wie viel ist uns noch die Erziehung wert?
Heute haben die Kinderpfleger/Sozialassistenten, Erzieher, Sozialarbeiter in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg für mehr Lohn und Wertschätzung gestreikt. Ob die Sturheit der Arbeitgeber dadurch weicht, bezweifle ich sehr. Aber das Anliegen der Gewerkschaft ist berechtigt. In den letzten Jahren hatte die Politik im Bereich der Kindergärten und Kitas viel gemacht. Heute muss man für sein Kind im Kindergarten keine Gebühren bezahlen und seit wenigen Jahren herrscht auch die Pflicht der Kommunen, einen Kindergartenplatz für jeden zu garantieren. Leider wurde bei dieser löblichen Entwicklung nur eine Gruppe vergessen, die das auch ausbaden müssen: Die Helden in den sozialen Berufen – den Kinderpfleger/ Sozialassistenten, Erzieher und Sozialarbeiter.
Aber auch ein zweites Problem ist dadurch entstanden, dass durch eine fehlende Wertschätzung nicht gelöst werden kann. Es wird immer schwerer Personal in den Wohngruppen zu finden und ich gehe alle Wetten ein, dass auch in den Kindergarten die Besetzung von neuen Stellen bestimmt auch nicht mehr 100% so einfach ist, wie vor 10 Jahren. Und hilft es auch nicht, wenn man in den sozialen Berufen keine Wertschätzung bekommt, indem man Arbeitnehmer auch nicht gerecht bezahlt. Gut bezahlte Arbeit wird ja nicht ohne Grund immer eher genommen, als eine nicht gut bezahlte Arbeit. Wer dringend Personal in den sozialen Berufen sucht, sollte daher auch an eine gute Wertschätzung denken. Wie einer gerechten Entlohnung.
Damit verbunden sind dann höhere Ausgaben in den Kommunen, womit wieder die Frage der gerechten Steuerpolitik kommt. Also die Verteilung der Steuergelder zwischen Bund, Land und Kommunen. Sowie, was ausgeben wird. Zum Beispiel sollten man gewisse Subventionen streichen, denn einfach Steuern erhöhen geht auch nicht. Aber neben den Staat ist auch die Wirtschaft in der Pflicht.
Denn im ersten Jahr verdienen Erzieher fast 1.500 Euro Netto, im zweiten Jahr fast 1.600 Euro und erst im sechsten Jahr ca. 1.930 Euro Netto. Mit einen solchen Gehalt ist es schwer eine eigene Familie tragen zu können, ob finanziell oder auch psychisch. Wer im Kindergarten schon mal ein Praktikum im Kindergarten gemacht hat, weiß, wie es dort abläuft. Ich hatte vor einigen Jahren ein 6-wöchtiges Praktikum in einem Kindergarten in Kirchberg gemacht und dabei war die erste Woche eher am härtesten, als die anderen Wochen. Nebenbei braucht man immer gute Nerven in diesen Beruf, als Praktikant konnte ich gut verstehen, wie sich Erzieher nach paar Jahren fühlen müssten.
Ich bin in der Auffassung, die Helden sind die Erzieher und andere soziale Berufe. Die dafür sorgen, dass unsere Kinder gut erzogen und gebildet werden und somit unsere Gesellschaft in Zukunft erfolgreich weiterbringen. Wer die Arbeit in den sozialen Berufen nicht wertschätzt, der begeht einen sehr großen Fehler, nämlich nicht in unsere nächste Generation zu investieren. Denn ohne gute Erziehung und Bildung, kein künftiger Erfolg für unsere nächste Generation und somit auch kein Erfolg für unsere Wirtschaft. Wer meint, wir können uns die 10% Lohnerhöhung für die soziale Berufe nicht leisten, da dies auch die kommunalen Träger belastet und somit die Haushalte einengt, der begeht auch noch einen größeren Fehler. Ohne gute Erziehung und Bildung, keine gute laufende Wirtschaft in Zukunft und somit auch fehlende Steuereinnahmen in Zukunft. Wer nicht in Kindern investiert, investiert auch nicht für seine Zukunft und ist selbst schuld, wenn die Zukunft dadurch keine gute Entwicklung nimmt.
Wie heißt es so schön: „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrikhalle oder im Forschungslabor. Sie beginnt im Klassenzimmer Kindergarten.“ – Lee Iacocca.
„Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrikhalle… Sie beginnt im Kindergarten.“