4 Wochen Widerstand in Berlin – Wechselbad der Gefühle!
4 Wochen Widerstand in Berlin haben einige Wunden hinterlassen – wie es mir geht, welche Erfahrungen ich gesammelt habe, wieso ich Angst um mich sowie meiner Mitstreiter:innen bei der Letzten Generation habe und dabei auch viel Solidarität erlebe!
Wie geht es mir? Nach der letzten Woche wieder besser, seit heute ist wieder ein neues Gefühl dazu gekommen. Die letzte Woche war dabei einer meiner schwersten aktivistischen Wochen, die ich je hatte. Genau vor einer Woche habe ich eine sehr heftige Gefährderansprache bekommen – ungefähr die vierte Ansprache in nur 4 Wochen. Dabei fühlte ich mich wie eine Schwerkriminelle und war emotional stark angeschlagen gewesen.
Ich bin so dankbar, dass ich abends unter Gesellschaft war und am Folgetag mit anderen Menschen Bouldern konnte. Wenn es mir wegen des Hardcore-Aktivismus nicht gut geht, bin ich gerne in ruhiger Gesellschaft oder kuschel mit den Menschen, mit denen ich mich gut verstehe.
Auch hilft mir sehr, dass ich mich 2 Monate auf diese Zeit vorbereitet habe. Mental bin ich viel stärker und dabei manchmal zu mutig sowohl entschlossen. Trotzdem lese ich weiterhin Bücher über den Buddhismus und versuche allgemein weiter an mich zu arbeiten. Schon seit Juli habe ich mich dadurch massiv zum Besseren verändert.
Ich merke auch einen Unterschied zwischen den Aktionen am Juni/Juli und Oktober/November, seit Herbst erhalten wir auf der Straße mehr Solidarität. Und seit der Hetzkampagne von einigen Medien, führenden Politiker:innen und konservativen Gruppen gegen uns, erhalten wir auch von anderen Klimagruppen viel mehr Solidarität. Dazu verstehen immer mehr Menschen, dass sich die Klimapolitik dringend ändern muss.
So bekam ich schon mehrmals Essen plus Trinken angeboten, mehr Menschen sind auf uns zugekommen und immer mehr Diskussionen in den Medien über die Klimakrise. Genau das brauchen wir, um Veränderungen zu erreichen.
Leider ist seit der letzten Woche die Wut und Gewalt gegen uns massiv angestiegen. Heute wurde ich mehrmals angespuckt, zweimal weggeschliffen und einmal dabei auch an meinen Haaren. Autos fuhren direkt neben mir vorbei und berührten mich dabei. Meine Sitznachbarin wurde fast von einem Mofa angefangen. Auch einige andere Mitstreiter:innen von uns wurden weggeschliffen. Dazu noch weitere Gewaltandrohungen und sogar Mordandrohungen.
Heute bekamen einige Aktivist:innen sogar sehr heftige Polizeigewalt. Und trotz Polizeipräsenz wurde ich von einem Bürger halb von der Straße abgerissen und andere Aktivist:innen bedroht. Die zwei einzigen Polizist:innen hatten nur die Interesse den Verkehr durchzubekommen. Insgesamt war der heutige Tag nicht einfach gewesen.
Noch nie in meinem Leben hatte ich bei Protesten Angst, dass mir oder einer anderen Teilnehmenden was passiert, also wir körperlich z. B. mit Messer oder ähnlichen Dingen angegriffen werden oder z. B. angefahren werden. Ich hoffe sehr, dass sowas nicht passieren wird. Aber meine Angst und Verzweiflung der verschlimmerten Klimakrise ist viel größer. Wir können uns die Ignoranz einfach nicht mehr leisten.
Und seit Wochenende erhält die Letzte Generation von sehr vielen Gruppen Solidarität und sehe immer mehr, dass wir eine Wende in der Klimapolitik erreichen können. So erkennt man, dass manche in den Kirchen unseren Protest berechtigt finden. Dazu erhalten wir immer mehr Anfragen von nationalen und internationalen Medien, die teils intensiv über uns berichten wollen.
Es hat sich gelohnt nach Berlin zu fahren und sich dem unbefristeten Widerstand der Letzten Generation anzuschließen. Und trotz der Gewalt werde ich weiterhin friedlichen zivilen Widerstand gegen die Regierung leisten.